A und M

Wir sind ein Ehepaar, der über 60 jährigen, das unser komfortables Leben in Russland verließ und Alija nach Israel machte. Ende Februar, direkt nach Kriegsausbruch mit der Ukraine, bereiteten wir uns administrativ vor, um Alija zu machen. Unsere Tochter, die schon 2,5 Jahre in Israel wohnt, hatte Angst, dass die russischen Grenzen unpassierbar werden und wir uns somit nicht mehr sehen würden.
Am 27. Mai bekamen wir unsere Visa von der israelischen Botschaft und der Flug mit der El Al war gebucht für den 27. Juni. Schnell packten wir einige Sachen in unsere Koffer, machten uns auf den Weg zum Flughafen und flogen nach Israel. Unsere treuen Freunde nahmen uns in ihr Haus auf, da das von unserer Tochter zu klein war. Wir fanden via Facebook ein Appartement und zogen dort am 01. August ein. Die Wohnung war leer, wirklich total leer. Wir beschlossen das Geld, was wir am Flughafen empfangen hatten, für Küchenutensilien zu gebrauchen. Aber was jetzt?
Jemand gab uns eine Matratze, von einem anderen erhielten wir ein Bett und ein weiterer schenkte uns einen Küchentisch. Das Wohnzimmer war gefüllt mit unseren Koffern und Plastikbeuteln. Wir hatten keinen Schrank, um unsere Sachen aufzuräumen und keinen Stuhl zum Sitzen. Und dann geschah ein Wunder. Ein Freund stellte uns die Stiftung „Yad L’Ami“ vor und erzählte, dass die uns vielleicht helfen könnte. Wir sind es nicht gewohnt Hilfe in Anspruch zu nehmen und schämten uns, dass wir in deren Augen wie Bettler erscheinen würden.
Ria und Silvia besuchten uns. Sie erwiesen sich als zwei sehr liebevolle Damen. Es war ein entspanntes Beisammensein, kein Hauch von Erniedrigung, was für uns sehr wichtig war. Sie versprachen uns mit Möbeln zu versorgen und schrieben einen Scheck für „Kleinigkeiten“ aus, so wie Ria es nannte.
Yad L’ Ami schickte Fotos von wunderschönen Sachen und sagte, dass alles zusammen gepackt und besorgt werden würde. Und jetzt ratet mal. Alles wurde zusammen gepackt und besorgt!
Unser Appartement bekam Form, Farbe und Stil. Eine Decke mit Spitze schmückt jetzt unsere Couch, unsere Sachen liegen ordentlich im Schrank, die Vase, die wir von zu Hause mitgebracht hatten, steht auf dem Kaffeetisch und ich sitze im Lehnsessel. Das nenne ich Leben!
Zu Rosh HaShana kam Ria erneut mit Geschenken an. Wir hatten eine wunderbare Zeit, tranken Tee und redeten und redeten und redeten. Über das Leben schlechthin, über Berufung und Politik. Über die Situation in Russland, der wir entkommen waren und natürlich über Israel. Wir haben es so genossen. Zu sagen, dass wir dankbar sind, ist zu wenig. Uns fehlen einfach die Worte, um unseren Dank Ausdruck zu geben.
Liebe freunde und alle, die bei der Stiftung „Yad L’Ami“ mitarbeiten, wir danken euch von Herzen.
Mit freundlichen Grüßen
A und M