Eine spontane Aktion mit einem wunderschönen Ende
Am Freitag Nachmittag, ein paar Stunden vor Beginn des Schabbats, hatten wir telefonischen Kontakt mit einer älteren Dame (eine von ‘unseren’ Holocaust Überlebenden). Sie erzählte, dass es ihr und ihrem Mann gut ging und sie zum Glück kein Corona bekommen hatten. Ihr Enkel und eine gute Freundin leider wohl und darüber machten sie sich große Sorgen. Weiterhin ging alles gut und ja … sie hatten genügend Lebensmittel im Haus. Außer … Challot (Schabbat-Brot). Aus ihren Worten war deutlich zu hören, dass es für sie eine große Entbehrung war, da sie den Schabbat und die damit verbundenen Gebräuche in Ehren hielten. Um heute Abend den Segen, ohne Challa im Haus, auszusprechen … ging eigentlich gar nicht. Aber wegen der Corona Pandemie und die Gefahr der Ansteckung war dieses Ehepaar zu Hause geblieben und hatten es somit nicht eingekauft. Es war eben so, aber man hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme.
In Anbetracht der Zeit und des baldigen Ladenschlusses war es fast ein unmögliches
Unterfangen jetzt noch Challot zu kaufen, aber wir wollten es wenigstens versuchen. In fliegender Fahrt machten wir uns auf die Suche nach den letzten Challot. Wo war noch ein geöffneter Supermarkt und wo noch Challot vorrätig? In unserem Viertel hatten sie noch ein Challa und in einem anderen Viertel erhaschten wir noch eine letzte Challa. Großartig! Aber jetzt mussten wir zusehen, durch die halbe Stadt zu kommen, um sie ihnen zu bringen. Überall stand schon die Absperrung bereit, um die religiösen Bezirke für den Verkehr ab zu sperren. Polizei und Security, halb blockierte Wege, rote Absperrbänder über die Straßen usw.; doch Wunder über Wunder konnten wir alle Hindernisse passieren.
Voller Dank, dass wir ihre Haustür erreicht hatten, klingelten wir. Wir hatten nichts gesagt oder versprochen, somit war unser Kommen eine totale Überraschung. Die Tränen sprangen ihnen in den Augen und die Freude war enorm, als sie sahen, was wir ihnen bringen wollten. Auch wir mussten schlucken vor Ergriffenheit. Was kann eine, an und für sich, kleine Gebärde doch viel bedeuten. Für jeden war es herzerwärmend. Auf dem Rückweg nach Hause beteten wir, dass dieser Schabbat für sie zu einem doppelten Segen werden möge.