Sein Scherflein dazu beitragen

Dez 8, 2018

Unter einem strahlend blauen Himmel fahren wir Sa’ad rein. Unser erster Eindruck ist der eines fluorierenden und friedlichen Ferienortes.

Doch als wir das Sicherheitstor der Schule passieren, holt uns die Realität, das Leben in Grenznähe des Gazastreifens, ein. Ein gewaltig dickes aus Beton hergestelltes Dach und auch sehr große dicke Mauern! Selbst die Fenster sind aus einem Spezialglas, die bei einem Raketeneinschlag nicht gleich in tausend Teile zerspringen. Das ganze Gebäude ist ein riesiger Bunker! Es hinterlässt ein beklemmendes Gefühl. Unglaublich unter welchen Umständen die Kinder hier die Schule besuchen. Immer auf der Hut, ob der gefürchtete rote Alarm erklingt und dann so schnell wie möglich durch die Lehrer in Sicherheit gebracht werden. Uns wird bewusst, dass Eltern und Großeltern ihre Kinder mit einem ganz anderen Gefühl zur Schule gehen lassen, wie bei uns. Wir erwarten, als Opa und Oma höchstens, dass unsere Enkel gefallen sind, sich die Lippe aufgestoßen oder das Knie aufgeschlagen haben. In Sa’ad sind Eltern ganz erleichtert, wenn der Tag ohne Alarm vorbei gegangen ist und ihre Kinder gesund nach Hause kommen; vor allem jetzt, wo die Gefahr ständig anwesend ist.

Heute ist alles ruhig. Die Kinder sind draußen. Etwas weiter spielen Jungen Fußball. Drinnen im Haus werden wir durch einen Teil des Teams herzlich begrüßt. Zwei Frauen erzählen uns über die jetzige Situation. Sie versuchen den Kindern beizubringen, positiv zu bleiben, im Falle eines Alarms aufmerksam zu reagieren und einander zu helfen. Dabei wird den Kindern kein Feindbild beigebracht, sondern Hoffnung und Frieden gesät. Kinder, die durch Spannungen und Anschläge doch traumatisiert sind, bekommen besondere Andacht. Hingabe, Liebe und Versorgung stehen hoch im Kurs. Wichtig ist, dass sie nebst dem Lehrstoff auch Zeit zum Entspannen und zum kreativ sein erhalten und dadurch Stress abbauen können.

Das ist auch einer der Gründe, weshalb wir heute hier auf Besuch sind. Ton, ein Mitarbeiter, hat einen Koffer mit Cogo-Steinen, eine Art Lego, mit gebracht. Toll, um so buchstäblich einen Stein dazu beizutragen! Es entsteht dann auch ein feierlicher Moment, als Ton seinen Koffer öffnet und mit einem breiten Grinsen die verschiedenen Beutel, voller Steine in allerlei Formen und Farben, aufschneidet. Der Direktor und die Lehrer sind begeistert. Vor ihrem geistigen Auge malen sie sich schon aus, wie die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Später führt uns der Direktor über das Anwesen und zeigt uns, wo Hunde- und Pferdetherapie gehalten wird. Ziel ist es, den Kinder nach einem traumatischem Erlebnis wieder Selbstvertrauen zu geben. Ein notwendiges und wunderbares Projekt! Dann stehen wir vor einem Überbleibsel einer eingeschlagenen Rakete direkt neben der Schule. Vor ungefähr fünf Jahren schlug er hier ein. Das Team hat beschlossen das entstandene Loch positiv zu nutzen und einen Olivenbaum, Symbol von Leben und Frieden, und gleichzeitig Symbol von Israel, zu pflanzen. Er ist jetzt schon zu einem stattlichen Baum herangewachsen! „Wir müssen uns für das Leben entscheiden, so wie die Thora es uns lehrt!“, ist der Kommentar einer Lehrerin.

Tief betroffen und beeindruckt von der Kraft und dem Lebensmut dieser Leute, steigen wir wieder in unser Auto. ‚Kol ha kavod‘, tiefer Respekt!

Sa’ad bleibt in unseren Herzen!